Platte mit dem Epitaph eines Wagenlenkers
Platte mit dem Epitaph eines Wagenlenkers
Die Inschrift, die die Gefährtin Carisia Nesis, eine freigelassene Sklavin, anbringen ließ, verrät uns, wessen sterbliche Überreste sich in der Urne befinden – die des verstorbenen Scirtus – und erinnert an seine Erfolge als Wagenlenker im Circus Maximus für die Mannschaft der Weißen (factio alba). Das seltene Original-Dokument ist überaus interessant. Aus der detaillierten chronologischen Liste (für die Jahre 13 bis 25 n. Chr.) und dem Schlussbericht wissen wir, dass Scirtus (wohl ein Sklave) eine Quadriga lenkte und 7 Wettrennen gewann, 39 Mal Zweiter wurde und 60 Mal Dritter; vier Mal wurde er revocatus, ein Wort mit ungewisser Bedeutung: wahrscheinlich ist damit gemeint, dass er nach einem Fehlstart „zurückgerufen“, und nicht „disqualifiziert“ wurde, oder besser, dass er – nach einer Beratung der Wettbewerbsrichter – „(zum Sieger) ausgerufen“ wurde. Nur ein einziges Mal wurde ihm ein iustitiale zuteil (vielleicht die Suspendierung vom Wettkampf; das Wort ist nicht andernorts belegt). Er konnte auch zweimal den Sieg davontragen mit einem Wagen, der von sechs Pferden gezogen wurde.