Frauenbüste

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Frauenbüste
Frauenbüste
Saal V und VI. Architektonische Terrakotta und Votiv-Terrakotta

Diese Büste gehört nicht zur Serie von Votiv-Terrakotten, die mit Matrizen hergestellt wurden, sondern stellt ein Originalwerk dar, das ein geschickter Künstler auf Wunsch eines hochrangigen Auftraggebers selbst modellierte. Dargestellt ist eine relativ junge Frau mit feinen Gesichtszügen, die in der klaren Absicht der Porträtmalerei entstanden sind. Die Oberfläche an Gesicht und Hals ist sehr glatt, um das Strahlen des Teints möglichst gut wiederzugeben. Die Falten am Hals und unter dem Kinn zeigen die Zeichen der Zeit auf einem gedankenverlorenen und ideell entrückten Antlitz.
Die Ohrringe in Form eines Löwenkopfes, die als Exemplare in Gold auf dem Gebiet Etruriens und Großgriechenlands (um 325-200 v. Chr.) durchaus üblich waren, sowie die aufgebauschte Haartracht, die an Porträts Alexanders des Großen erinnert, erlauben eine Datierung auf die frühhellenistische Zeit.  
Die mittel-italische Porträtmalerei stützt sich auf die formalen Errungenschaften der griechischen Kunst, die in der Hoch-Zeit des Hellenismus die ersten dynastischen Porträts schuf. Die Porträtmalerei ist ein Genre, das sich in der italischen Kultur großer Beliebtheit erfreute, sowohl im Votiv- als auch im Grabbereich übernommen wurde, und wegen der Bedeutung, die man dem individuellen Selbstverständnis beimaß, von der römischen Aristokratie sehr geschätzt wurde. Über die römische Kunst konnte dieses Genre auch in der Bilderkultur des Abendlandes Einzug halten.