Thymiatérion

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Thymiatérion
Thymiatérion
Saal IX und X. Guglielmi-Sammlung

Dieses Gefäß zum Verbrennen von Weihrauch oder wohlriechenden Essenzen besteht aus einem Gestell mit einem hohen, von einer männlichen Statue gestützten Fuß und zwei kleinen Schüsseln, auf denen eine Schale (nicht erhalten) für die zu verbrennenden Essenzen ruhte.
Die kleine Statue stellt einen nackten Jüngling dar, der Opfer bringt – in der rechten Hand ein Ei oder eine Frucht, in der linken eine Kylix  (?) –, mit dem typisch etruskischen Schuhwerk mit nach oben gebogenen Ende versehen, den Calcei repandi (Schnabelschuhen). Er trägt eine Kette mit einem Hunde- oder Wolfsanhänger (?), womit auf die Unterwelt angespielt wird. Das Antlitz ist typisch für die archaische etruskische Kunst mit ionischem Einfluss.
Es ist möglich, dass der Opfernde mit Ei und Kylix (Weinschale) auf Dionysos als Herr der Unterwelt anspielt, wie der am Gastmahl Teilnehmende des Grabes der Löwinnen (520 v. Chr.), das mit denselben Attributen ausgestattet ist.  
Die Thymiateria (Räuchergefäße) sind im antiken Mittelmeerraum weit verbreitet. Vorläufer gab es auch schon in Ägypten, Mesopotamien, im syprisch-palästinensischen Raum und in der Ägäis. Die Opfergabe des Weihrauchs hängt ursprünglich mit der Welt der Götter, der Verstorbenen und der Königswürde zusammen. In Etrurien wurden Weihrauch und Essenzen möglicherweise nicht nur für Rituale verwendet, sondern auch bei aristokratischen Zeremonien, z.B. um den Festsaal für das Bankett zu parfümieren.