Vatikanische Museen

Die Verstorbene wird auf dem Gehäuse in einer typologischen Darstellung gezeigt, nämlich in der üblichen Pose der am Gastmahl Teilnehmenden auf dem Kline (Speisebett) und mit Fächer in der Hand. Sie trägt eine unter der Brust gegürtete Tunika mit Umhang und wird von einem Ohrringe-Paar geschmückt, das mit einem in der hellenistischen Epoche weit verbreiteten pyramidenförmigem Anhänger versehen ist.
Auf dem Gehäuse ist der Zweikampf zwischen Eteokles und Polyneikes abgebildet, ein Motiv, das von einem Modell der hellenistischen Zeit herrührt, das auf diesen in Chiusi hergestellten Urnen mit gestanztem Relief kontinuierlich wiederholt wird. Es ist der tragische Epilog des Streits zweier Brüder um die Herrschaft von Theben, dargestellt in dem Moment, in dem sie sich gegenseitig töten, womit sich der Fluch des Vaters Ödipus erfüllt, den sie vergebens abzuwenden versucht hatten. Die Grabesbedeutung der Episode aus der griechischen Mythologie wird betont von den beiden weiblichen Dämonen, die eine brennende Fackel halten und sich den beiden Zweikämpfern aufgeregt zuwenden. Die Urne schmückt eine lebhafte Polychromie mit zur Verfeinerung des Bildes aufgemalten Details.
Auf die Frau auf dem Deckel bezieht sich die auf das Gehäuse gemalte Inschrift: „Thana Heluśnei (verheiratete) Varna“. Der Familienname Heluśnei ist im Gebiet um Chiusi belegt, der des Ehemannes dagegen nicht nur in Chiusi, sondern auch in Perugia.