Christliches Epitaph mit heidnischer Formel

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Christliches Epitaph mit heidnischer Formel
Christliches Epitaph mit heidnischer Formel
Sektion XVI. Inschrift der Christen, II

Die Verstorbene, Sabina, starb im Alter von nur 18 Jahren, von denen sie 15 als virgo, „Jungfrau“, „Unverheiratete“, lebte, und 3 mit ihrem Gemahl, dem sie – wie im Altertum häufig – schon in jungen Jahren versprochen worden war. Dass sie Christin war, lässt sich nur daraus schließen, dass die Platte ihre Grabes in einer Katakombe gefunden wurde; im Text findet sich kein Hinweis darauf. Auffallend ist dagegen die Anfangsformel D(is) M(anibus), mit der das Grab nach heidnischem religiösen Brauch den Manen (im Jenseits weilende wohlwollende Geister der Verstorbenen) geweiht und unantastbar gemacht wurde, da es nun res religiosa, „religiöse Sache“ war, die unter dem Schutz des Gesetzes stand. Die Idee, den Gräbern einen solchen Schutz zu sichern, wurde von den Christen akzeptiert, die diese Formel daher – wenn auch selten – in ihre Epigraphe einfügten. Aus demselben Grund erscheint sie auch in jüdischen Inschriften. Der Marmor der (weiter verwendeten) Platte – wegen seiner Äderung und seiner schwärzlichen Flecken, die an das Alphabet erinnern,  „Greco scritto“ genannt – stammte aus der antiken Stadt Hippo Regius (Algerien) und aus dem Steinbruch von Hasançavuslar (Türkei).