Epitaph einer virgo mit Darstellung einer Taube

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Epitaph einer virgo mit Darstellung einer Taube
Epitaph einer virgo mit Darstellung einer Taube
Sektion XVI. Inschrift der Christen, II

Die Bestattung der wohlverdienten (bene merenti) Ianuaria, die in der Stille des Grabes beigesetzt wurde (in pace ... deposita), war von Gebeten begleitet (botis, der Aussprache entsprechende, unkorrekte Form von votis). Die Frau starb als virgo, „Jungfrau“, eine Bezeichnung, die verschiedene Bedeutungen haben kann. Da es hier – in Ermangelung weiterer Präzisierungen wie Dei, „Gottes“, oder heilig – ausgeschlossen ist, dass es sich um eine Frau handelt, die sich für das geweihte Leben entschieden hat, dürfen wir annehmen, dass sie entweder ein junges Mädchen war, das vor der Verheiratung gestorben ist, oder eine innupta („unverheiratete“) Frau. Auf der Platte links ist eine Taube dargestellt, ein auf frühchristlichen Epitaphen häufig zu findendes Bild, das eine wohlwollende Funktion haben kann (man wünscht dem Verstorbenen ein seliges Leben), als Symbol des Seele des Verstorbenen verstanden, die sich vom Körper befreit, und dann wieder als Botschafter des Heils, wenn sie – wie in unserem Fall – im Schnabel oder in den Krallen einen Olivenzweig trägt (was an die alttestamentliche Erzählung von der Arche Noah denken lässt).