Platte mit Epitaph in Versen

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Platte mit Epitaph in Versen
Platte mit Epitaph in Versen
Sektion XVI. Inschrift der Christen, II

Wer die kleine Constantia bestatten ließ (die Eltern?), hat keine gewöhnliche Grabinschrift gewählt, sondern ein Epitaph in Versen: elegante und bewegende Formeln statt der typischen Grabformeln. Wer hier „spricht“, ist das Grabmal: es gibt uns Aufschluss über das Alter der Verstorbenen nicht mit einem vixit annis VI: „sie lebte 6 Jahre“, sondern mit ter binas hiemes ... peregit: „sie verlebte drei doppelte Winter“, verbunden mit dem Ausdruck festina luce, „mit flüchtigem, vergänglichen Licht“ – eine Anspielung auf die Vergänglichkeit des Lebens. Danach folgt eine Beschreibung des Mädchens, das „diese Wohnstatt für die Ewigkeit für sich suchend“ (hanc in aeterno sibi sedem ... quaerens) hierher kam (huc veniens), also in das placido, „ruhige“ Grab, dem sie ihre „süßen Überreste“ (pia membra) anvertraut. Die heidnische Vorstellung vom Grab als einem „ewigen Haus“, das für den Leib bestimmt ist (im Gegensatz zu dem Haus, in dem man zu Lebzeiten wohnte), wurde zunächst von den Christen übernommen, dann aber wieder verworfen, da sie im Kontrast zum Gedanken an die Auferstehung stand.