
Von Raffael bis Laureti
Die Restaurierung des Saals des Konstantin
Vatikanische Museen
Fast zehn Jahre nach Beginn der Arbeiten, geben die Vatikanischen Museen der Öffentlichkeit den Abschluss der langen und komplexen Restaurierung des Gemäldezyklus im Saal des Konstantin, der größten der vier sogenannten Stanzen des Raffael, bekannt.
Die Konservierungsarbeiten, die im März 2015 an der Ostwand begonnen hatten, die von der Szene mit der Erscheinung des Kreuzes dominiert wird, wurden im Dezember 2024 mit der Restaurierung des großen bemalten Wandteppichs abgeschlossen, der die gesamte Dekoration vom Zentrum des Gewölbes aus überragt.
Das von der Abteilung für Kunst des 15. und 16. Jahrhunderts koordinierte Projekt wurde vom Labor für die Restaurierung von Gemälden und Objekten aus Holz in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftlichen Forschungskabinett durchgeführt – mit großzügiger Unterstützung der Patrons of the Arts in the Vatican Museums, New York-Kapitel.
Die Reinigung der Gemälde, bei der die formalen und ästhetischen Aspekte der gesamten Wand- und Deckendekoration wiederhergestellt wurden, hat vielfältige Themen historischer, kritischer und technischer Reflexion hinsichtlich der Art und Weise ihrer Ausführung ans Licht gebracht. Diese komplexen und anregenden Themen stellen eine Art Wendepunkt in den Studien über Raffael, seine Werkstatt und die großen Kunst-Baustellen des 16. Jahrhunderts dar.
Der Saal des Konstantin wurde in historischen Dokumenten als Aula pontificum superior bezeichnet, um ihn von der darunter liegenden Aula pontificum inferior in den Borgia-Gemächern zu unterscheiden. Er war für offizielle Zeremonien wie Konsistorien oder feierliche Hochzeitsbankette bestimmt und wurde nach dem Kaiser benannt, der den Christen Religionsfreiheit gewährt hatte. Die Dekoration entstand in mehreren Phasen: in den Pontifikaten der Medici-Päpste Leo X. (1513–1521) und Clemens VII. (1523–1534) entstanden die Ölgemälde des Raffael an den Wänden, darunter die Figuren der Comitas und der Iustitia, sowie die großen, von seiner Werkstatt unter Leitung von Giulio Romano und Giovan Francesco Penni geschaffenen monumentalen Wandfresken Erscheinung des Kreuzes (oder Adlocutio), die Schlacht an der Milvischen Brücke, die Taufe Konstantins und die Schenkung Roms. Unter Paul III. Farnese (1534–1549) wurden weitere Arbeiten ausgeführt, die vor allem Sebastiano del Piombo zugeschrieben werden. Die Decke schließlich erhielt unter Gregor XIII. Boncompagni (1572–1585) und Sixtus V. Peretti (1585–1590) ihr heutiges Gesicht: Tommaso Laureti, ein Schüler des Sebastiano del Piombo, schuf hier mit dem Triumph des Christentums über das Heidentum ein ikonisches Meisterwerk. Nach seiner vollkommenen Wiederherstellung zeigt sich der Saal des Konstantin wieder in seiner eindrucksvollen künstlerischen Vielschichtigkeit: die beiden prächtigen, von Raffael auf Öl gemalten Figuren, die beeindruckenden monumentalen Wandbilder und Lauretis raffinierte Illusionsmalerei an der Gewölbedecke – allen voran der meisterhaft gestaltete illusionistische Wandteppich im Zentrum – verschmelzen trotz ihrer stilistischen Unterschiede zu einem einzigartigen Meisterwerk, das die dekorative und ikonografische Vielfalt des Saals in seiner ganzen Pracht erstrahlen lässt.
Und so zeigt der Saal des Konstantin nach Abschluss der zehnjährigen Restaurierungsarbeiten wieder seine eindrucksvolle künstlerische Vielschichtigkeit. Die Wandmalereien – die beiden, von Raffael auf Öl gemalten Figuren, die vier Fresken von Giulio Romano und Giovanni Francesco Penni sowie Lauretis spätere Gewölbe-Dekorationen – weisen zwar einen unterschiedlichen malerischen Ansatz auf, bilden aber ein einzigartiges Zeugnis: ein wahres Palimpsest der römischen Malerei vom frühen bis zum späten 16. Jahrhundert.