Die Kapelle von Matisse im Vatikan
Die Kapelle von Matisse im Vatikan

Die Kapelle von Matisse im Vatikan

22. Juni 2011
Sammlung zeitgenössischer Kunst, Vatikanische Museen

Am kommenden 22. Juni wird den Besuchern der Vatikanischen Museen der Matisse-Saal enthüllt, der gänzlich dem einzigen religiösen Schaffen des französischen Künstlers bzw. der Rosenkranzkapelle von Vence in der Provence gewidmet ist.

Wenn das Glasfenster abgeschlossen ist, will ich einem Museum die Vorbereitungskartons schenken: es wäre verrückt, den Entwurf und das Glasfenster am gleichen Platz zu belassen." Diese Worte richtete der Künstler an seinen Sohn Pierre, der dann 1980 beschloss, den wertvollen Schatz den Pontifikalen Sammlungen zu schenken.

Genau 60 Jahre nach der Einweihung der Chapelle du Rosaire erlaubt diese großzügige Geste, Prof. Antonio Paolucci, Direktor der Vatikanischen Museen, und Micol Forti, Kuratorin der Sammlung zeitgenössischer Kunst, im sogenannten „marescalcia"-Saal das gesamte kreative Schaffen das erste Mal der Öffentlichkeit vorzustellen; dasjenige Schaffen, das Henri Matisse zur Realisierung dessen geführt hat, was er für „mein Hauptwerk trotz der Unvollkommenheiten" hielt.

Der Matisse-Saal, im Herzen der dem IX. Jahrhundert gewidmeten Abteilung und unter Beratung von Vittoria Cimino, Konservatorin der Vatikanischen Museen, aufgebaut, zeigt dem Besucher drei monumentale Kartons im Maßstab 1:1 der herrlichen mehrfarbigen Glasfenster der Apsis, des Chors und des Schiffs - sie sind mit der innovativen Technik des papier découpé hergestellt - und den Kartons mit der Zeichnung von La Vierge à l'Enfant für die weiße Keramik des Presbyteriums auch in Naturgröße. Diese Werke werden von einem Bronzeguss des Altarkreuzes flankiert, das von den dominikanischen Schwestern aus Vence 1973 zur Eröffnung der von Paul VI. gewünschten Sammlung zeitgenössischer Kunst geschenkt wurde. In Kürze werden auch die fünf vom Künstler bemalten Kaseln in Rotation ausgestellt und das kleine Modell des hohen Dachreiters (Flèche), die die Kapelle krönt.

Die kreative Genese der Rosenkranzkapelle von Vence wird auch Thema eines bald im Verlag Edizioni Musei Vaticani erscheinenden Bandes sein: „Comme une fleur. Matisse und die Kapelle von Vence" von der Autorin Micol Forti.

Die bisher unveröffentlichte, von Claudia Lazzerini nun herausgegebene Korrespondenz zwischen Matisse und Schwester Agnès de Jésus, Generaloberin der dominikanischen Kongregation bereichert das Buch. Die Kongregation war Trägerin des Foyer Lacordaire, für das der Künstler die Kapelle schuf. Der gesamte Briefwechsel mit zahlreichen Zeichnungen und Entwürfen für das Werk in Arbeit wurde 1978 von der Schwester Paul VI. geschenkt, um dann ins Historische Archiv der Museen zu gelangen.

Die Verwirklichung des Matisse-Saals wurde dank der Großzügigkeit Liana Marabini, Präsidentin des Kapitels des Fürstentums von Monaco der Patrons of the Arts in the Vatican Museums möglich, das das gesamte Projekt finanziell unterstützt hat.